Thomaskneipe

Die letzten weißen Überreste der schneereichen ersten Tage im Dezember waren noch nicht vollständig geschmolzen, als die Chargia zur Thomaskneipe lud. Der geplante Glühweinumtrunk musste allerdings aufgrund der Witterungsverhältnisse vom Hof in den Fuxenkeller verlegt werden, was die vorweihnachtliche Stimmung allerdings nicht beeinträchtigte.

Senior Luftikus, Consenior Gigabyte und Fuxmajor Weitweg eröffneten den schwungvollen Abend mit dem Kantus „Heut ist heut – Was die Welt morgen bringt“. In seiner Eröffnungsrede blieb der Senior dann auch gleich beim Thema Weihnachtszeit, und so weiß der aufmerksame Kneipbesucher nun, dass in Teilen Spaniens in der Krippe neben Ochs und Esel traditionell ein Hirte mit heruntergelassener Hose ein großes Geschäft verrichtet und in Island böse Kinder von der Katze Jolakötturin gefressen werden.

Nach diesen schockierenden Neuigkeiten hatte die Corona Zeit diese wichtigen Erkenntnisse gemeinsam mit einem vorzüglichen Kassler aus der Philisteria-Sterne-Küche zu verdauen. Unser durch Funk und Fernsehen bekannter Chef de Cuisine Goliath und sein Souschef Kurzschluss zauberten ein vorzügliches Gericht auf die Teller: Kasseler Nacken mit Faßkraut und selbstgemachten (!!!) Buabaspitzle.

Anschließend durfte die Corona gespannt auf die anstehenden Damenrede unseres Conseniors Gigabyte sein. Dieser bemühte, ganz im aktuellen KI-Trend liegend, Chat GPT eine humorvolle Damenrede zu schreiben – Dass die KI an dieser Stelle nicht immer zu 100 Prozent den Humor der Corona traf, sei hier erwähnt. Allerdings muss ich persönlich feststellen, hätte ich auch die Stichworte allein, als eine kurze lyrisch anmutende Damenrede, zählen lassen.

Nach einem kurzen Tempus und dem beliebten Damenkneipenklassiker „Gold und Silber“ stand bereits die nächste kurze Leistung an:  BB Rasmus erheiterte die Anwesenden mit einer Geschichte über Onkel und Neffen, die am Ende als Auszug aus Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ durch das fachkundige Publikum identifiziert werden konnte.

Heiter weiter ging es dann mit einem kleinen Bierschwefel unter dem Motto „Weihnachtsgeschichte mit KI“. Die BBs Columbus und Copy sollten abermals mit der Hilfe von KI kurze Weihnachtsgeschichten, mit Hilfe von Stichworten erstellen lassen und vortragen. Dass die neue Technik richtig eingesetzt (weitere Stichwörter und Vorgaben für die KI) recht beeindruckende Ergebnisse an den Tag bringen kann belegten die beiden mit zwei kurzen und einer langen Geschichte.

Und dass eine Weihnachtsgeschichte auch spontan und analog möglich ist, bewies BB Claviator – der Inhalt: Ich sag mal, irgendwas mit Tacho.

Zum Abschluss dieser sehr gelungenen Damenkneipe, die bekanntermaßen auch die letzte Kneipe der amtierenden Chargia ist, bedankte sich der Senior für die Unterstützung und den Andrang bei den gutbesuchten Kneipen des letzten Jahres und wünschte im gleichen Zuge der neuen Chargia ein glückliches Händchen für 2024.

Aufgesperrt! Die Zeitung im Philisteria-Keller

„Unter einigen Straßen in Augsburg gibt es Keller, die für die Öffentlichkeit verschlossen sind. Geheime Gänge führten einst in Kirchen und den Dom, doch was ist davon übrig?“ -Das war die Frage eines Zeitungsartikels, zu dessen Recherche Reporter uns in der Wintergasse besuchten.

In ihrer Ausgabe vom 8. Dezember 2022, beschäftige sich die Augsburger Allg. Zeitung mit den Kellern und Gewölben im Untergrund der Maximilianstraße: „Die Augsburger Innenstadt ist einem stetigen baulichen Wandel unterworfen. Die Maximilianstraße beispielsweise wurde mehrfach neu geplant und umgestaltet. Was sich seit Jahrhunderten nicht verändert, ist der Untergrund unter der Stadt. Es gibt kaum historische Aufzeichnungen, doch immer wieder ist die Rede von einem unterirdischen Gangsystem, das einmal vom Ulrich bis zum Dom gereicht haben könnte und das den Einwohnern Schutz und Fluchtmöglichkeiten im Fall eines Angriffs auf die Stadt bieten sollte. Und selbst vielen Eigentümern sollen die Gewölbe nicht bekannt sein, die noch unter manchem Gebäude schlummern könnten.“

Und da durfte unser Keller in der Wintergasse natürlich nicht fehlen: „Ein Keller, der ein Highlight der damaligen Führung „Augsburger Kellertour“ darstellte, ist in der Wintergasse im sogenannten Philisteria-Haus zu finden. In dem Patrizierhaus weist ein einfaches Schild „zum Keller“ in die Räume der Abiturieııtenverbindung „Philisteria mercatura“ des Jakob-Fugger-Gymnasiums. Eine enge Treppe führt in die Tiefe, die Türstöcke des wohl 1389 erbauten Hauses sind teilweise so niedrig, dass man sich tief bücken muss, um in die Kellerräume zu gelangen.

Und dann geht es hinunter in unseren Keller: „Im Inneren sind mehrere geräumige Gewölbe zu finden, Wappenschilder und andere Andenken an den Wänden zeugen von der langjälırigen Nutzung durch die Abiturientenverbindung. Das Haus sei 1610 grundlegend umgebaut und im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt worden, weiß der Ehrenpräsident der Vereinigung, Georg Schneck, der als Fugger-Absolvent von 1960 die Geschichte des Hauses gut kennt. Die Verbindung hatte das Haus saniert und so auch die historischen Kellergewölbe erlıalten. Das war mit großem Aufwand verbuııdeıı, weil das Haus drohte iın Richtung des Hunoldsgrabens abzurutschen, wie sich Schneck erinnert.

Dank des Hunoldsgrabens gibt es im Keller des Plıilisteria-Hauses große helle Fenster. Denn von der tiefer gelegenen Straße ragt der Keller des Gebäudes als Häuserfassade in die Höhe. Das Gebäude sei ursprünglich ein typisches Augsburger Handelshaus gewesen und in den Kellergewölben sei die über den Hunoldsgraben gelieferten Waren gelagert worden, weiß Schneck.“

137. Stiftungsfest im Annasaal

Im Prinzip ist ein Stiftungsfest nichts anderes als eine Geburtstagsfeier – nicht der Geburtstag eines Menschen, sondern der eines Vereines. Was wiederum seinerseits ein schöner Gedanke ist, denn was ist ein Verein anderes als ein Zusammenschluss gleichgesinnter Menschen oder wie in unserem Fall sogar Freunden. 

Unser Senior Luftikus eröffnete den Festcommers mit seiner Rede, in der er sich dem Thema der gemeinnützigen Organisation und dem Vereinswesen im Allgemeinen und später dem Zusammensein und -leben in unserer Philisteria mercatura widmete:

Egal aus welchen Gründen man sich nun auch engagieren mag, der gesellschaftliche Wert ist immens, wenn auch auf den ersten Blick nicht ersichtlich. So kommen Menschen aus unterschiedlichen Milieus, Nationalitäten, politischer Couleur, etc. zusammen und verfolgen ein gemeinsames Ziel, welches ohne das Schließen von Kompromissen, dem gemeinsamen Anpacken und manchmal auch der freiwilligen Übernahme von unangenehmen Aufgaben nicht erreichbar ist. Dies trägt nicht nur zur Integration im Kleinen und Großen bei, sondern schult auch fürs Leben.Egal aus welchen Gründen man sich nun auch engagieren mag, der gesellschaftliche Wert ist immens, wenn auch auf den ersten Blick nicht ersichtlich. So kommen Menschen aus unterschiedlichen Milieus, Nationalitäten, politischer Couleur, etc. zusammen und verfolgen ein gemeinsames Ziel, welches ohne das Schließen von Kompromissen, dem gemeinsamen Anpacken und manchmal auch der freiwilligen Übernahme von unangenehmen Aufgaben nicht erreichbar ist. Dies trägt nicht nur zur Integration im Kleinen und Großen bei, sondern schult auch fürs Leben.

Wenn ich mich nun an meine Anfangszeit hier in der Philisteria mercatura zurück erinnere, habe ich nicht nur das Bedienen der Spülmaschine und das richtige Einräumen des Kühlschranks erlernt, sondern auch die Planung und Durchführung von Veranstaltungen, das Reden vor größeren Menschengruppen und den diplomatischen Umgang mit Menschen, die nicht ganz auf meiner Wellenlänge waren. All das sind Dinge, die ich später im Berufsleben regelmäßig nutzen musste, bzw. immer noch nutze.

Das Wichtigste allerdings ist, dass ich hier Freunde fürs Leben gefunden habe. Menschen, die ich sonst wahrscheinlich nie getroffen hätte.

Festrednerin des Abends war Maria Theresia Gräfin Fugger von Glött. Mit Ihren Ausführungen zu Jakob Fugger im Rahmen des 132. Stiftungsfestes war Sie noch einigen in gute Erinnerung geblieben. 2018 hatte Sie an unserem Stiftungsfest „in der Schule“, also in der Aula des Jakob-Fugger-Gymnasium, ebenfalls die Festrede gehalten und die Corona mit Details zum Leben des berühmtesten Familienmitgliedes begeistern können. Und auch in diesem Jahr ging es um die Familie Fugger, dieses Mal aber eben mehr um die Familie, das Weitergeben der Tradition, aus der Familiengeschichte entstehende Verpflichtungen, wie die Bewahrung und den Erhalt der fuggerschen Vermögenswerten und Besitzungen.

Stiegen die Fugger zunächst über das Geschäft mit Webwaren in drei Generationen zur führenden Kaufmannsfamilie der Reichsstadt auf, gelang es schließlich Jakob Fugger dem Reichen aufgrund seiner Beziehung zu den Habsburgern, durch Verknüpfung von Edelmetall,- Waren- und Finanzierungsgeschäften als erfolgreichster Bankier seiner Zeit in die Geschichte einzugehen. Unter seinem Nachfolger Anton verlagerten sich die Geschäfte. Mit den Erträgen aus dem Handel erwarben drei Generationen bis 1600 umfangreichen Grund- und Herrschaftsbesitz, der seit Anton Fugger zur neuen wirtschaftlichen und sozialen Basis der Familie wurde und auch die Familie wandelte sich: Aus Kaufleuten wurden Adelige, die wichtige Positionen in Kirche und Reich errangen. Mit einem Teil ihres Vermögens gründeten die Fugger eigenständige Stiftungen, um deren Fortbestand sie sich bis zum heutigen Tag kümmern.

Im Nachgang zum Vortrag konnten die Besucher des Stiftungsfestes auch noch persönliche Fragen stellen. So erfuhr die Corona beispielsweise, dass Wald und Forst über die letzten Jahrhunderte eine sehr wertstabile Vermögensanlage war und auch dem Wahrheitsgehalt geschichtlicher Romane zur Familie Fugger wurde auf den Grund gegangen.

Die JFG Junior Band nahm den Faden gekonnt auf und sorgte in der anstehenden kurzen Pause mit dem Song „I need a Dollar“ für ausgelassene Stimmung im Festsaal.

Ganz im Sinne der Zeile „Student sein, wenn der Sang verklungen, der deinem Lenz einst Flügel lieh“ musste auch in diesem Jahr wieder Abschied genommen werden – Nach dem Cantus „Vom hoh’n Olymp herab“ fand BB Rasmus schöne und eigehende Worte, die mit einem Trauerselentium endeten.

Den Auszug begleitete einmal mehr die gut aufgelegte JFG Junior Band und sorgte für einen schwungvollen Abschluss der Feier im Anna-Saal. Dies sollte jedoch noch nicht der Abschluss der Stiftungsfestfeierlichkeiten sein, denn im Philisteria-Keller waren Bundesbrüder bereits fleißig gewesen und hatten unsere Gewölbe in einen kleinen Jazz-Club mit Bar (Kein Lokal!) verwandelt.

So endete also die Geburtstagsfeier unserer lieben Philisteria mercatura. Es war kein runder Geburtstag mit großem Aufgebot, sondern eben ein kleinerer Ehrentag – nichtsdestotrotz, oder vielleicht gerade deswegen, herrschte eine wunderschöne familiäre Stimmung.